Amore Infinito
Der Giro, das zweitwichtigste Etappenrennen nach der Tour de France, hat bei eingefleischten Radsportfans einen Sonderstatus: Jedes Jahr führt das Rennen durch wunderbar grüne Hügellandschaften, mit Zypressen gesäumte Alleen, pittoreske Dörfchen und renommierte Weinregionen. Vorbei an historischen Sightseeing-Highlights, entlang der wunderschönen italienischen Küsten mit Blick auf Strand und Meer. Doch vor allem führt der Giro in die Berge, über die feinsten, steilsten und ikonischsten Pässe, die das ganze Land zu bieten hat. Die Zuschauer träumen währenddessen von bestem italienischem Essen, exzellentem Espresso und dem aromatischen „Vino“. Genau das lässt die Herzen der Fans Jahr für Jahr höherschlagen. Nicht umsonst ist das Motto des Giro immer wieder: „Amore Infinito“ - unendliche Liebe.
Bereits seit 1909 wird der Giro d’Italia ausgetragen. Er führte damals über acht Etappen mit einer Gesamtstrecke von 2.448 km – Start und Ziel in Mailand. Von den 127 Startern erreichten nur 49 das Ziel. Das Rennen, das ursprünglich als Werbeaktion für die Sportzeitschrift „La Gazzetta dello Sport“ begonnen hat, kann heute auf eine lange Tradition zurückblicken. Der bis heute existierenden Zeitschrift hat das Trikot des Gesamtführenden seit 1931 seine besondere Farbe zu verdanken: Pink oder – wie das Objekt der Begierde auf Italienisch heißt – die Maglia Rosa.
Drei weitere Wertungen werden ebenfalls mit einem besonderen Trikot gekürt: die Berg- und Punktewertung sowie die Wertung des besten Jungprofis. Im Gegensatz zu den Trikots der Tour de France haben diese Sondertrikots im Laufe der Geschichte mitunter mehrfach die Farbe gewechselt. Inzwischen streift sich der „Bergkönig“ das blaue und der Sieger der Punktewertung das zyklamfarbene Trikot, die Maglia Ciclamino, über. Der beste Jungprofi (U25) erhält das weiße Trikot. Das Jahr 2022 war für BORA – hansgrohe ein besonderes: Durch den Sieg von Jai Hindley ging das Team in die Geschichtsbücher des Giro ein. Auch der diesjährigen Ausgabe des Rennens will das Team wieder seinen Stempel aufdrücken.
Der Giro startet 2023 zum zweiten Mal in seiner Historie in den Abruzzen. Los geht es mit einem Einzelzeitfahren entlang der Adriaküste. Nach einigen Etappen in der Südhälfte Italiens arbeitet sich das Peloton Stück für Stück gen Norden vor. Über die ligurische Küste nähert man sich den Alpen, welche von Ost nach West durchquert werden. Die 13. Etappe führt am 19. Mai über den höchsten Punkt der diesjährigen Ausgabe, den 2.469 m hohen Col du Grand St. Bernard, in den Schweizer Skiort Crans Montana. Am nächsten Tag führt die Tour wieder zurück nach Italien, wo eine brutale Schlusswoche auf die Fahrer wartet. Diese gipfelt in der Königsetappe am 26. Mai, die über vier Dolomitenpässe zur legendären Bergankunft am Rifugio Auronzo unterhalb der majestätischen Drei Zinnen führt. Als wäre das noch nicht genug, folgt am vorletzten Tag ein steiles Bergzeitfahren auf den Monte Lussari. Mit dem Flieger geht es für die letzte Etappe anschließend nach Rom. Dort führt am 28. Mai ein Rundkurs durch die „ewige Stadt“, bei dem es zu einem letzten Kampf der Sprinter kommen wird. Der Träger des Maglia Rosa muss währenddessen keine Angriffe der Konkurrenz mehr fürchten und kann sich von den Tifosi feiern lassen.
30 Radprofis aus 15 verschiedenen Ländern – ein Team. „Teamwork makes the dream work“ – das gilt auch im Radsport. Auch wenn nur ein Fahrer als Erster über die Ziellinie fährt, ist ein Sieg ein Teamerfolg. Ohne die Helfer, die Windschatten bieten, Trinkflaschen holen, die Konkurrenz in Schach halten und den Sprintern den Sprint anfahren, kann man im Radsport nicht gewinnen.
Zusammenhalt wird im BORA – hansgrohe Team großgeschrieben. So ist die Band of Brothers stetig gewachsen, besser und erfolgreicher geworden. 2010 noch unter dem Namen „Team NetApp“ in der 3. Liga gestartet, ist das Team 2017 in die erste Liga aufgestiegen. Bereits zwei Jahre später hat man sich mit insgesamt 47 Siegen zum zweitbesten Team der WorldTour gemausert. Zur Saison 2022 legte BORA – hansgrohe sowohl bei der Verpflichtung von Neuzugängen als auch bei der Renntaktik den Fokus auf Etappenrennen und somit auf die Gesamtklassement-Spezialisten. Was als langjähriger Prozess verstanden wurde, führte gleich in der ersten Grand Tour, dem Giro d’Italia, zum Erfolg. Jai Hindley fuhr nicht nur das erste Grand Tour Podium für BORA – hansgrohe ein, sondern triumphierte auf ganzer Linie und durfte in der Arena di Verona im begehrten Maglia Rosa jubeln. Erfolge zu feiern ist schwer, diese zu bestätigen ist noch schwerer. So steht die Saison 2023 unter dem Motto „das Erreichte bestätigen“ – ein weiteres Grand Tour Podium steht auf der Team-Wunschliste. Parallel sollen sich die jungen Talente weiter in der Weltklasse etablieren.
In diesem Jahr starten 22 Teams mit jeweils acht Fahrern beim Giro d‘Italia. Es gibt Spezialisten für Sprintetappen, gute Kletterer und Allrounder. Für das Gesamtklassement sind Aleksandr Vlasov und Lennard Kämna am Start. Einen Sprinter sucht man im Aufgebot von BORA – hansgrohe vergeblich, denn der Fokus liegt klar auf den Bergetappen und dem damit verbundenen Podium im Gesamtklassement.