Jai Hindley – A F1RST LOVE

Jai Hindley – A F1RST LOVE

August 2022

„Es war ein verrückter und emotionaler Tag in Verona“, schwärmt Jai Hindley noch heute von seinem Triumph beim Giro d’Italia 2022. Nach einem zweiten Platz 2020 schlug im Mai 2022 seine große Stunde und der zierliche Australier aus Perth konnte „La Corsa Rosa“ gewinnen. Neben einem wie entfesselt fahrenden Team BORA – hansgrohe beflügelte ihn an den letzten beiden Renntagen vor allem der Gedanke an seine Eltern. „Meine Familie und Freunde nach über zwei Jahren Pandemie, endlich wieder in die Arme nehmen zu können… einfach verrückt und wunderbar.“

Fotocredits:

BORA – hansgrohe / Sprintcycling

BORA / Tom Schlegel Photography

BORA / PhilPham

Jung übt sich

Nach einem Jahr Rugby, in Australien Sportart Nummer 1, brachte ihn sein Vater im Alter von sechs Jahren zum Radsport. Gordon Hindley, gebürtiger Brite und selbst ehemaliger Radsportler, machte es keinen Spaß, seinen Sohn beim Rugby zu sehen. Als Jai auf die Straße wechselte, ging es sehr schnell. Mit etwa sieben Jahren, so genau weiß er das auch nicht mehr, fuhr er sein erstes Radrennen. Eins war jedoch klar, falls er Radprofi werden will, muss er nach Europa gehen. Talent hatte er schon mal und mit 17 Jahren kam Jai erstmalig nach Europa, um Rennen zu bestreiten. Es waren Jahr für Jahr lediglich eine Handvoll Rennen, die er für das australische Nationalteam bestritt. 2016 bekam er dann einen Vertrag bei einem italienischen Rennstall und zeigte sofort, was er zu leisten im Stande ist. Ein fünfter Gesamtrang bei der Tour de l’Avenir, die man als die Tour de France der U23-Klasse bezeichnen könnte, sowie der dritte Platz und ein Etappensieg beim sogenannten „Baby Giro“ der U23 waren sein Sprungbrett in Richtung Weltklasse.

Radvernarrt

Wenn man sich durch sein Instagram Profil klickt, wird einem schnell klar: Jai liebt den Radsport und ist mit Herz und Seele dabei. Er liebt seine Heimat, seine Familie, seine Freunde, die er für den Traum Radprofi zu werden meist nur noch im Winter für ein paar Monate sieht. „Es ist manchmal nicht einfach, doch ich liebe, was ich tue, und dass ich dafür auch noch bezahlt werde, macht es einfach perfekt“, so Jai über die Sonnen- und Schattenseiten des Radsports fernab der Heimat.

Seine ersten Profi-Jahre beim „Team Sunweb“ waren die üblichen Lehrjahre mit jedoch bereits deutlichen Hinweisen darauf, dass in ihm ein Talent für die großen Rundfahrten steckt. Ein zweiter Platz bei der Polen-Rundfahrt in 2019 war ein erstes Ausrufezeichen, das sich im Jahr drauf mit einem spektakulären zweiten Platz beim Giro d’Italia deutlich manifestierte.

Der Bergfahrer…

…der gerne Sprints anschaut, das passt eigentlich so gar nicht zusammen. Seine Vorbilder in jungen Jahren waren die Australier Stuart O’Grady, Baden Cooke oder Robbie McEwen, allesamt Weltklasse-Sprinter. Jai selbst sind auf dem Rad aber die Berge lieber. In Europa wohnt er im spanischen Girona, einem Hotspot und Paradies für Straßenradprofis aus aller Welt. Fürs Höhentraining fährt er ins nahegelegene Andorra: „Ich liebe es: In den Bergen, auf dem Pass, die Natur und ein Leben fast wie ein Einsiedler. Manchmal seltsam, aber perfekt für den Radsport.“

Sein Durchbruch kam jedoch in den italienischen Bergen 2020. Coronabedingt fand der Giro d’Italia damals nicht wie gewohnt im Mai, sondern erst im Oktober statt. Eigentlich sollte Jai Edelhelfer für seinen Teamkollegen, den Niederländer Wilco Kelderman sein. Bis zur 19. Etappe war Wilco auch in aussichtsreicher Position für den Gesamtsieg, am vorletzten Tag jedoch brach Wilco leicht ein, Jai sprang in die Bresche und übernahm erstmals das Rosa Trikot des Gesamtführenden. Im abschließenden Einzelzeitfahren hatte sein Konkurrent Tao Geoghehan Hart aus Großbritannien das bessere Ende für sich. Jai wird Zweiter, ein großer Erfolg für den jungen Australier, der Giro bleibt trotzdem eine offene Rechnung für ihn.

Neustart bei BORA – hansgrohe

Jai sagt, dass er schon längere Zeit ein Auge auf BORA – hansgrohe geworfen hatte. Er mag es, wie dort Rennen gefahren werden, hart und mit viel Herzblut. Auch schätzt er die teaminterne Atmosphäre der „Band of Brothers“: „Jung, mutig, unkonventionell und anders als die anderen. Hier gibt jeder für jeden alles und das ist es, was ein Team stark macht.“ Auch die Umorientierung des Teams in Richtung Gesamtklassement mit dem Ziel, in den kommenden drei Jahren eine Grand Tour, also eine der drei dreiwöchigen Landes-Rundfahrten zu gewinnen, haben ihn von BORA – hansgrohe überzeugt. Dass dieses Ziel bereits beim allerersten Anlauf erreicht werden konnte, dazu haben viele Menschen ihren Anteil geleistet, von den Team-Kollegen, die restlos alles für ihn gegeben haben, bis hin zu den Sportlichen Leitern, den Coaches, den Mechanikern, Soigneuren und vielen mehr. Ganz oben auf dem Treppchen stand Jai, der somit sowohl Team und Sponsoren einen großen Traum erfüllt hat.

Auch für BORA ist Jai Hindley ein absoluter Glücksfall, denn er ist nicht nur stark auf dem Rad, sondern findet auch großen Gefallen am Kochen. „Selbst gekocht schmeckt‘s einfach am besten“, findet er, und passend zum Giro d’Italia bevorzugt er die italienische Küche. Jai und BORA, das passt auf und neben dem Rad!