Giro d’Italia 2023

Giro d’Italia 2023

Mai 2023

Amore Infinito

Der Giro, das zweitwichtigste Etappenrennen nach der Tour de France, hat bei eingefleischten Radsportfans einen Sonderstatus: Jedes Jahr führt das Rennen durch wunderbar grüne Hügellandschaften, mit Zypressen gesäumte Alleen, pittoreske Dörfchen und renommierte Weinregionen. Vorbei an historischen Sightseeing-Highlights, entlang der wunderschönen italienischen Küsten mit Blick auf Strand und Meer. Doch vor allem führt der Giro in die Berge, über die feinsten, steilsten und ikonischsten Pässe, die das ganze Land zu bieten hat. Die Zuschauer träumen währenddessen von bestem italienischem Essen, exzellentem Espresso und dem aromatischen „Vino“. Genau das lässt die Herzen der Fans Jahr für Jahr höherschlagen. Nicht umsonst ist das Motto des Giro immer wieder: „Amore Infinito“ - unendliche Liebe.

Fotocredit:

BORA – hansgrohe / Sprintcycling

Ein bisschen Geschichte

Bereits seit 1909 wird der Giro d’Italia ausgetragen. Er führte damals über acht Etappen mit einer Gesamtstrecke von 2.448 km – Start und Ziel in Mailand. Von den 127 Startern erreichten nur 49 das Ziel. Das Rennen, das ursprünglich als Werbeaktion für die Sportzeitschrift „La Gazzetta dello Sport“ begonnen hat, kann heute auf eine lange Tradition zurückblicken. Der bis heute existierenden Zeitschrift hat das Trikot des Gesamtführenden seit 1931 seine besondere Farbe zu verdanken: Pink oder – wie das Objekt der Begierde auf Italienisch heißt – die Maglia Rosa. Drei weitere Wertungen werden ebenfalls mit einem besonderen Trikot gekürt: die Berg- und Punktewertung sowie die Wertung des besten Jungprofis. Im Gegensatz zu den Trikots der Tour de France haben diese Sondertrikots im Laufe der Geschichte mitunter mehrfach die Farbe gewechselt. Inzwischen streift sich der „Bergkönig“ das blaue und der Sieger der Punktewertung das zyklamfarbene Trikot, die Maglia Ciclamino, über. Der beste Jungprofi (U25) erhält das weiße Trikot. Das Jahr 2022 war für BORA - hansgrohe ein besonderes: Durch den Sieg von Jai Hindley ging das Team in die Geschichtsbücher des Giro ein. Auch der diesjährigen Ausgabe des Rennens will das Team wieder seinen Stempel aufdrücken.

Die 2023er Edition

Der Giro startet 2023 zum zweiten Mal in seiner Historie in den Abruzzen. Los geht es mit einem Einzelzeitfahren entlang der Adriaküste. Nach einigen Etappen in der Südhälfte Italiens arbeitet sich das Peloton Stück für Stück gen Norden vor. Über die ligurische Küste nähert man sich den Alpen, welche von Ost nach West durchquert werden. Die 13. Etappe führt am 19. Mai über den höchsten Punkt der diesjährigen Ausgabe, den 2.469 m hohen Col du Grand St. Bernard, in den Schweizer Skiort Crans Montana. Am nächsten Tag führt die Tour wieder zurück nach Italien, wo eine brutale Schlusswoche auf die Fahrer wartet. Diese gipfelt in der Königsetappe am 26. Mai, die über vier Dolomitenpässe zur legendären Bergankunft am Rifugio Auronzo unterhalb der majestätischen Drei Zinnen führt. Als wäre das noch nicht genug, folgt am vorletzten Tag ein steiles Bergzeitfahren auf den Monte Lussari. Mit dem Flieger geht es für die letzte Etappe anschließend nach Rom. Dort führt am 28. Mai ein Rundkurs durch die „ewige Stadt“, bei dem es zu einem letzten Kampf der Sprinter kommen wird. Der Träger des Maglia Rosa muss währenddessen keine Angriffe der Konkurrenz mehr fürchten und kann sich von den Tifosi feiern lassen.

Das BORA - hansgrohe Line-up

30 Radprofis aus 15 verschiedenen Ländern – ein Team. „Teamwork makes the dream work“ – das gilt auch im Radsport. Auch wenn nur ein Fahrer als Erster über die Ziellinie fährt, ist ein Sieg ein Teamerfolg. Ohne die Helfer, die Windschatten bieten, Trinkflaschen holen, die Konkurrenz in Schach halten und den Sprintern den Sprint anfahren, kann man im Radsport nicht gewinnen.

Zusammenhalt wird im BORA - hansgrohe Team großgeschrieben. So ist die Band of Brothers stetig gewachsen, besser und erfolgreicher geworden. 2010 noch unter dem Namen „Team NetApp“ in der 3. Liga gestartet, ist das Team 2017 in die erste Liga aufgestiegen. Bereits zwei Jahre später hat man sich mit insgesamt 47 Siegen zum zweitbesten Team der WorldTour gemausert. Zur Saison 2022 legte BORA - hansgrohe sowohl bei der Verpflichtung von Neuzugängen als auch bei der Renntaktik den Fokus auf Etappenrennen und somit auf die Gesamtklassement-Spezialisten. Was als langjähriger Prozess verstanden wurde, führte gleich in der ersten Grand Tour, dem Giro d’Italia, zum Erfolg. Jai Hindley fuhr nicht nur das erste Grand Tour Podium für BORA - hansgrohe ein, sondern triumphierte auf ganzer Linie und durfte in der Arena di Verona im begehrten Maglia Rosa jubeln. Erfolge zu feiern ist schwer, diese zu bestätigen ist noch schwerer. So steht die Saison 2023 unter dem Motto „das Erreichte bestätigen“ – ein weiteres Grand Tour Podium steht auf der Team-Wunschliste. Parallel sollen sich die jungen Talente weiter in der Weltklasse etablieren.

In diesem Jahr starten 22 Teams mit jeweils acht Fahrern beim Giro d‘Italia. Es gibt Spezialisten für Sprintetappen, gute Kletterer und Allrounder. Für das Gesamtklassement sind Aleksandr Vlasov und Lennard Kämna am Start. Einen Sprinter sucht man im Aufgebot von BORA - hansgrohe vergeblich, denn der Fokus liegt klar auf den Bergetappen und dem damit verbundenen Podium im Gesamtklassement.

Nico Denz

Der 29-jährige Deutsche ist seit 2023 bei BORA – hansgrohe. Es kam zusammen, was zusammengehört. Der zweifache Familienvater ist ein bodenständiger Typ, ein loyaler Helfer, der sich auf so ziemlich jedem Terrain für seine Teamkollegen aufopfert und darüber hinaus immer für einen Spaß zu haben ist. Der bekennende Schlagerfan ging nach der Schule ohne jegliche Französischkenntnisse nach Frankreich, um dort seine Radsportkarriere zu starten. Jetzt spricht er die Sprache fließend. Als passionierter Koch kann er im Kreise der Familie abschalten oder erholt sich in der eigenen Sauna vom Training, bei dem seine Kinder auch ab und zu im Fahrradanhänger mit an Bord sind.

Bob Jungels

Der mehrmalige luxemburgische Meister im Straßenrennen und Zeitfahren kam ebenfalls zur Saison 2023 ins Team und schätzt vor allem die fokussierte Arbeitsweise in den Bereichen Technik und Ernährung sowie die familiäre Atmosphäre innerhalb der Band of Brothers. Dabei ist Bob ein echtes Multitalent. Auf dem Rad überzeugt er in Rundfahrten, gewinnt schwere Bergetappen und Klassiker sowie den Kampf gegen die Uhr. Aber auch abseits des Radsports ist er ein Mann mit vielen Facetten. Er spricht sieben Sprachen, steht gerne in der Küche, besitzt einen Dackel, hat eine Vorliebe für guten Wein und schnelle Autos.

Patrick Konrad

Im August 2014 kam der gebürtige Niederösterreicher zunächst als Stagiaire („Testfahrer“) zum damaligen Vorgänger von BORA - hansgrohe. Seitdem hat er sich enorm entwickelt und ist immer wieder gut für einen Top-10-Platz bei Rundfahrten. Bei der Tour de France wurde er bisher dreimal als bergfester Edelhelfer eingesetzt. Dass er auch mehr kann, bewies der Hobbykoch mit Liebe zur österreichischen Küche schon mit den Plätzen 7, 8 und 13 in der Gesamtwertung beim Giro d’Italia sowie 2021, als er als Solist die 16. Etappe der Tour de France gewann. So dürfte neben dem Support für Kapitän Aleksandr Vlasov genau das auch in diesem Jahr das erklärte Ziel für „Koni“ sein.

Toni Palzer

Von einem der erfolgreichsten Skibergsteiger zum Radprofi. Diese Story von „Doni“ und all das, was noch dahintersteckt, sind alles andere als Standard. In Kombination mit seiner fröhlichen und offenen Persönlichkeit sorgte er von Beginn seiner Radkarriere an für große Beachtung. Denn der sympathische Bayer hat Freude auf dem Rad – und das steckt an. Dass er aber eben nicht nur aus Spaß im Peloton dabei ist, sondern gerade in den Bergen gut mithalten kann, hat er gleich in seinen ersten Etappenrennen bewiesen. Nach einem überzeugenden Grand Tour Debüt bei der Vuelta 2021, geht es für ihn nun zum Giro nach Italien. Für gute Laune ist in jedem Fall gesorgt!

Aleksander Vlasov

Aleks, der vor dem Radsport bereits Judo und Fußball ausprobierte, kam zur Saison 2022 zur Band of Brothers und konnte gleich in der ersten Saisonhälfte zeigen, was in ihm steckt. Gesamt- und Etappensiege bei der Tour de Romandie und der Volta a la Comunitat Valenciana, dazu starke Vorstellungen bei den Ardennenklassikern. Es folgte ein starker 5. Platz bei der Tour de France 2022. Der 27-Jährige, der am liebsten beim Spazierengehen mit dem Hund oder beim Kochen entspannt, schätzt am Radsport besonders die Leidenschaft und ausgelassene Emotionen. Beim Giro verpasste er 2021 als Vierter das Podium nur knapp. In diesem Jahr soll es noch besser laufen. Das Treppchen ist das erklärte Ziel von Aleks und BORA - hansgrohe.

Giovanni Aleotti

Der 23-Jährige ist 2021 im Team Radprofi geworden, doch Giovanni hat nichtsdestotrotz bereits einige beachtliche Erfolge in seiner bisherigen Laufbahn eingefahren: Er war 2020 italienischer Meister der U23-Altersklasse, außerdem konnte er die Tour de l’Avenir 2019 auf dem zweiten und den Giro Ciclistico d’Italia (auch „Baby Giro“ genannt) 2020 auf dem vierten Platz abschließen. Beide Rennen haben in der Talentsichtung allgemein einen sehr hohen Stellenwert. Auch bei den Profis bewies er sein Talent und gewann 2021 und 2022 die Sibiu Cycling Tour. Der Liebhaber der heimischen italienischen Küche fiebert seinem dritten Giro mit großer Vorfreude, Stolz, aber auch mit Spannung entgegen.

Lennard Kämna

Der 26-jährige aus dem hohen Norden Deutschlands hat bereits früh in seiner Karriere auf sich aufmerksam gemacht. Vor allem seine Qualitäten als Zeitfahrer im Kampf gegen die Uhr waren beachtlich: Weltmeister bei den Junioren, Europameister in der U23 und bei den Profis mit nur 20 Jahren Weltmeister im Mannschaftszeitfahren an der Seite von Radstars wie Tom Dumoulin und Michael Matthews. Aber vor allem der Etappensieg bei der Tour de France 2020 auf bergigem Terrain hat die Radsportwelt nicht nur in Deutschland aufhorchen lassen. Der Pfannkuchen-Fan bestreitet Rennen am liebsten mutig-offensiv und geht bei Bergetappen gerne mal „all in“, was jedem seiner acht bisherigen Siege eine ganz besondere Note verliehen hat.

Cesare Benedetti

„Cece“, wie ihn seine Teamkollegen nennen, kommt aus Südtirol und spricht neben Italienisch auch noch Deutsch, Englisch, Französisch, ein bisschen Spanisch und obendrein Polnisch, hat ihn doch die Liebe nach Polen verschlagen. Somit kann er sich mit dem Großteil der Fahrer im Peloton in deren Muttersprache unterhalten. Cesare war einer der ersten Fahrer, die Ralph Denk für sein 2010er Team, das damals noch Team NetApp hieß und drittklassig war, rekrutiert hat. Cece ist einer der besten und loyalsten Domestiken im gesamten Fahrerfeld. Für sein Team gibt er alles, selbst im Rampenlicht zu stehen ist hingegen eher nicht sein Ding. Man kann sich also vorstellen, wie die Radsportwelt Kopf stand, als dieser Teamplayer par excellence sich den Sieg bei der 12. Etappe des Giro d’Italia 2019 erkämpft hat. Es war der erste Profisieg seiner Karriere und das bei einem der wichtigsten und renommiertesten Rennen der Welt. Niemand im gesamten Fahrerfeld hätte Cece diesen Sieg nicht von Herzen gegönnt.