La Vuelta a España 2022

La Vuelta a España 2022

August 2022

„La Vuelta“ in Spanien ist traditionell die dritte der drei großen Rundfahrten, so auch in diesem Jahr. Am 19. August startet die 77. Auflage der Spanien-Rundfahrt in Utrecht, der geografischen Mitte der Niederlande. Utrecht ist mit dem Start der Vuelta die erste und einzige Stadt, die alle Grand Tours (Giro, Tour, Vuelta) zum Auftakt zu Gast hatte. Insgesamt warten 3.280 km aufgeteilt auf 21 Etappen und 3 Ruhetagen auf die rund 160 Fahrer des Pelotons.

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BORA – hansgrohe / sprintcycling

Den Auftakt in Utrecht bildet ein 23 km langes Mannschaftszeitfahren. Die ersten beiden Etappen im Umkreis der Stadt werden dann den Sprintern vorbehalten sein, denn die ersten Etappen in Spanien werden ihnen keine Möglichkeit mehr bieten. Bis zum zweiten Ruhetag gibt es keine einzige Flachetappe, nur Mittel- bis Hochgebirge, vom Baskenland bis Asturien. Von 6 Etappen werden 4 bergauf entschieden. Dabei ist die Etappe vor dem Ruhetag ein kleines Highlight für die Zuschauer. Am Ende wartet dort eine Bergankunft von 4 km Länge und mit durchschnittlich 14% Steigung sowie Rampen mit bis zu 24%. Auch ohne in die Pyrenäen zu kommen, macht die Vuelta in diesem Jahr ihrem Ruf als wohl bergigste Grand Tour alle Ehre. Nach dem zweiten Ruhetag steht ein wichtiger Tag für die Gesamtwertung an. 31 km gegen die Uhr im spanischen Südosten von Elche nach Alicante. Der Kurs führt dabei komplett flach an der Küste entlang, hier könnte der Wind vom Meer leichten Bergfahrern das Leben schwer machen. Der weitere Verlauf sieht 2 Flachetappen, unterbrochen durch eine sehr anspruchsvolle Bergankunft mit 20 km Länge hinauf nach „Peñas Blancas“ vor. Danach führt die Strecke für 2 Tage ins absolute Hochgebirge, in die Höhen der Sierra Nevada, wo der höchste Punkt auf 2.500 Metern mit einer Bergankunft nach einem 20 km langen Anstieg erreicht wird. Tags darauf können die geschundenen Fahrer einen wohlverdienten Ruhetag genießen, dazu kommen 2 Tage für die Sprinter. Das wird viele Fahrer freuen, unterschätzen darf man es aber nicht. Hitze und Seitenwind könnten den „ruhigeren“ Tagen ein jähes Ende setzen. In den letzten 3 Etappen kann man noch etwas in der Gesamtwertung bewegen: eine Bergankunft steht an und eine Etappe mit 4.000 Höhenmetern auf 175 km. Die letzte Etappe ist dann traditionell ein Schaulaufen auf den Straßen Madrids. Hier wird, wie auch bei der Tour de France in Paris, der bis dahin Führende nicht mehr angegriffen. Denn was man bis Madrid nicht geschafft hat, schafft man dort auch nicht mehr.

Die Vuelta-Geschichte begann vor 77 Jahren und ist geprägt von Radsportleidenschaft und spanischer Kultur. Inspiriert durch die großen Erfolge der Tour de France und des Giro d’Italia ruft Juan Pujol, Inhaber einer spanischen Zeitung, im Jahre 1935 die Vuelta ins Leben. Und so nahmen 50 Fahrer erstmals die Strecke von 3.425 km in nur 14 Tagen in Angriff. Zehn Etappen davon gingen über 250 km, und wenn man sich historische Räder aus der Zeit anschaut, scheint das fast unmöglich. Mit einigen Unterbrechungen wurde die Vuelta ab 1955 jährlich ausgetragen. Um sich neben den anderen zwei großen Rundfahrten zu etablieren und das Rennen abwechslungsreich und interessant zu gestalten, wurden immer wieder neue Ideen ausprobiert. Es galt, dem Ruf einer „Grand Tour“ gerecht zu werden. Traditionsgemäß war das Profil immer eher wellig und besonders für gute Kletterer geeignet. Im Jahr 1995 veränderte der Weltverband UCI den Radsportkalender und verschob die Spanien-Rundfahrt von April auf August. 

Etwas anders als bei der Tour de France haben die Sondertrikots hin und wieder die Farben gewechselt. Jetzt fährt der Gesamtführende im roten „Maillot Rojo“, der Punktbeste im grünen „Maillot Verde“ und der beste Kletterer im blau gepunkteten „Maillot Lunares“.

Das BORA - hansgrohe Line-up

30 Radprofis aus 14 verschiedenen Ländern: ein Team – denn Teamwork makes the dream work im Radsport. Auch wenn immer nur einer als erster über die Ziellinie fährt, ist ein Sieg ein Teamerfolg, denn ohne die Helfer, die Windschatten bieten, Trinkflaschen holen, die Konkurrenz in Schach halten und den Sprintern den Sprint anfahren, ist im Radsport kein Sieg zu erkämpfen.

Teamwork wird im BORA - hansgrohe Team großgeschrieben, so ist man stetig gewachsen, besser und erfolgreicher geworden. 2010 noch unter dem Namen Team NetApp in der 3. Liga gestartet, wurde das Team stetig weiterentwickelt, bis es in 2017 in die erste Liga aufgestiegen ist. Bereits zwei Jahre später hat man sich mit insgesamt 47 Siegen zum zweitbesten Team der WorldTour gemausert. Auf Erfolgen ausruhen kommt nicht in Frage. Für die Zukunft hat sich das Team eine Menge vorgenommen. Der Kader wurde umgebaut, 11 neue Fahrer sind zum Team gestoßen, das Team ist noch internationaler geworden und der sportliche Fokus wird sich hin zu den Etappenrennen und somit zu den Gesamtklassement-Spezialisten entwickeln. Doch auch bei den Klassikern, Eintagesrennen und Sprintetappen wird wieder ein starkes Team in BORA – hansgrohe Farben am Start stehen.

In diesem Jahr starten 23 Teams mit jeweils 8 Fahrern bei der Vuelta. Es gibt Spezialisten für Sprintetappen, gute Kletterer und Allrounder. Für das Gesamtklassement stehen Sergio Higuita und Jai Hindley am Start unterstützt von starken Kletterern wie Matteo Fabbro und Wilco Kelderman. Bei den Sprints baut man auf Sam Bennett und Danny van Poppel. Außerdem stehen Ryan Mullen und Jonas Koch im Aufgebot, die alle schon ihre Grand Tour Tauglichkeit bewiesen haben, sich bedingungslos in den Dienst der Mannschaft stellen und auch für Überraschungen auf höchstem Niveau zu haben sind.

Sam Bennett

Der Ire, der 2014 im Team Profi geworden ist, ist 2022 nach zweijähriger Unterbrechung zurück zu BORA – hansgrohe gekehrt und nun das Aushängeschild, wenn es um schnelle Sprintankünfte geht. Der humorvolle Gentleman hat jedoch viel mehr zu bieten als nur schnelle Beine. Auch privat mit einer Vorliebe für hohe Geschwindigkeiten, schaltet er bei Hip-Hop und RnB oder beim Genießen der italienischen Küche gerne mal einen Gang runter. Nach bisher zwei Teilnahmen bei der Vuelta 2019 und 2020 stehen schon drei Etappensiege zu Buche, dies sollen nicht die letzten sein!

Matteo Fabbro

Der 27-Jährige ist zur Saison 2020 zur „Band of Brothers“, wie sich BORA - hansgrohe selbst gern nennt, gestoßen. Er beschreibt sich selbst als kleinen Italiener mit starkem Charakter und einer Vorliebe für die Berge. Der Liebhaber italienischer Musik, der trotz fehlender Körpergröße großer Basketball-Fan ist, hat sogar einen eigenen Fanclub voller leidenschaftlicher Tifosi.

Sergio Higuita

2019 war die Spanienrundfahrt die erste Grand Tour für Sergio. Dabei gewann er auf Anhieb eine Etappe in einer sehr schweren letzten Woche. Deshalb ist diese Rundfahrt auch sehr wichtig für das „Monster“ aus Medellín. Die bisherige Saison verlief fast perfekt. Siege bei allen großen Rennen, dazu auch der Gesamtsieg bei der Katalonien Rundfahrt. Mit dem Giro-Sieger Jai Hindley wird Sergio ein nur schwer zu schlagendes Duo bilden. Sergio ist auf alle Fälle in Top-Form und heiß auf den bergigen Kurs, der ihm sicherlich in die Karten spielen wird.

Jai Hindley

Zur Saison 2022 zum Team gekommen, hat der Australier schon in seinen ersten Rennen bewiesen, dass er bei Rundfahrten als Kapitän glänzen, aber auch für andere im Team am Berg Tempo machen kann. Im Mai 2022 war „glänzen“ dann eine absolute Untertreibung. Als Anführer eines furios fahrenden Teams ging der Hip-Hop Fan voraus, gewann zunächst eine schwere Bergetappe und am Ende verdient wie überzeugend die Gesamtwertung des Giro d’Italia. Es war der erste Grand Tour Sieg für BORA - hansgrohe! Bei der Vuelta geht er als Doppelspitze mit Sergio Higuita an den Start und man darf gespannt sein, ob der Liebhaber italienischer Küche auch in dieser Rundfahrt wieder glänzt oder erneut alle anderen überstrahlt.

Wilco Kelderman

Der 31-jährige Niederländer kam zur Saison 2021 zum Team und wurde mit dem klaren Fokus auf die großen Landesrundfahrten geholt. Dass diese Hoffnungen berechtigt sind, unterstrich der starke Zeitfahrer, der auch in den Bergen sehr gut zurechtkommt, in der Vergangenheit mit je zwei Top10-Platzierungen bei der Vuelta und beim Giro, wo er 2020 mit dem dritten Platz auch aufs Podium klettern konnte. Auch 2021 bewies er mit dem fünften Platz bei der Tour de France seine ausgezeichneten Fähigkeiten und Erfahrung als Rundfahrer. Im Mai 2022 war er dann ein wichtiges Puzzleteil des Giro-Siegs von Jai Hindley, wo er sich selbstlos in dessen Dienst stellte und dies auch bei der Vuelta tun wird. Trotzdem ist ein Fahrer wie Wilco auch immer eine GC-Option.

Ryan Mullen

Ryan Mullen, der seine größte Stärke im Zeitfahren hat, kam als „Bodyguard“ für seine Teamkollegen 2022 zur Band of Brothers und fällt nicht zuletzt durch seine athletische Figur im Peloton auf. Diese brachte er vor dem Radsport auch beim Rugby ein. Der dreimalige irische Meister im Straßenrennen (obendrein fünfmal im Zeitfahren), der in Großbritannien geboren ist, zählt die Tour of Britain, Paris-Roubaix und die Flandern-Rundfahrt zu seinen Lieblingsrennen. Kulinarisch bevorzugt der humorvolle Ire, der mittlerweile in Andorra und Spanien wohnt, Steaks sowie die würzige indische Küche.

Danny Van Poppel

2022 als Anfahrer für Sam Bennett geholt, macht der Niederländer, dessen Eltern auch Radprofis waren und der wie sein Bruder und Cousin in der WorldTour unterwegs ist, nahtlos dort weiter, wo er 2021 aufgehört hatte. Ob einen Sprint anfahren oder selbst durchziehen, Danny ist ein zuverlässiger Lieferant von Top10-Platzierungen bei Sprints und Klassikern. Australien-Liebhaber Danny, der sich auch in der Küche immer wieder an neuen Herausforderungen versucht, steht vor seiner dritten Vuelta und konnte dort bereits 2015 eine Etappe gewinnen.

Jonas Koch

Als Kind hat Jonas mit seiner Oma zusammen die Tour de France geschaut, 2020 ging dann ein Traum in Erfüllung und er bestritt selbst die „Grande Boucle“. Mittlerweile ist der 29-jährige Schwabe ein gestandener Radprofi, der vor allem bei den Frühjahrsklassikern und als verlässlicher Helfer zu überzeugen weiß. Im Winter tauscht er im Training das Rad gerne gegen Langlaufski. Danach noch in die Sauna und Dehnen und der Tag ist perfekt! Bei der Vuelta ist Jonas als wertvoller Helfer außerhalb der Berge eingeplant, denn auch dort brauchen die Kapitäne jede mögliche Unterstützung, um Körner zu sparen.

Wie sich unsere Jungs kulinarisch auf die Vuelta vorbereitet haben, erfahrt ihr im Video: