Schwarze Küchen - auf der Spur des Designtrends

Schwarze Küchen - auf der Spur des Designtrends

Ist schwarz das neue weiß? Küchen ganz in Schwarz – auch wenn man sie in letzter Zeit immer öfter sieht, heben sie sich nach wie vor vom Mainstream der hellen Küchenfronten ab. Wir haben uns auf die Spur des Designtrends begeben und zwei Küchen ganz genau unter die Lupe genommen.

 

Elegant, selbstbewusst, geheimnisvoll – Schwarz weckt in uns ganz unterschiedliche Assoziationen. Die (Nicht-)Farbe steht für Würde, Mut und Individualität. Mit dem „kleinen Schwarzen“ ist eine Frau immer stilvoll angezogen, und die Nobellimousine wirkt in Schwarz gleich doppelt so luxuriös wie in Weiß. Schwarz ist zudem zeitlos, kommt also irgendwie nie aus der Mode.

 

Doch auch bekennende Liebhaber dunkler Farben schreckten bislang häufig davor zurück, bei der Wohnungseinrichtung ganz auf Schwarz zu setzen. Allemal dunkle Akzente schienen erlaubt. Zu drückend, zu beengend und düster sei es, ganze Möbelfronten oder sogar die komplette Küche in sattem Schwarz zu gestalten, lautete zumindest das Credo vieler Interieur-Experten. „Alles Quatsch!“ Das findet zumindest Marco Singer, der mit dem Team seiner Schreinerei Singer  aus Speyer schon einige echte Hingucker-Küchen in Schwarz gebaut hat. „Dass Schwarz den Raum verkleinert, ist eine Mär. Ein schwarzer Raum kann ganz fantastisch aussehen und auf gar keinen Fall drückend wirken, wenn der Raum an sich und das Raumkonzept gut ist“, sagt der Schreinermeister. Ähnlich sieht das Innenarchitektin Sarah Henner, die gemeinsam mit dem Planungsteam der Grüner GmbH  ebenfalls schon einige Küchen und Inneneinrichtungen ganz in Schwarz umgesetzt hat. Weil jedoch dunkle Flächen das Licht nicht so gut reflektieren wie helle, „ist in einer schwarzen Küche ganz besonders auf viel und gute Beleuchtung zu achten“, sagt sie. 

 

Ein Gestaltungsleitsatz, der sich auch in der „black kitchen“ widerspiegelt, die die Innenarchitekten von Grüner für ein Architektenehepaar, das viel Wert auf Design und Qualität legt, entwickelten. „Die Kunden wollten in ihrem Neubau eine moderne dunkle Küche, die jedoch nicht massiv und düster wirken sollte. Dies war eine gestalterische Herausforderung.“ Um die schwarze Küchenzeile leichter und luftiger wirken zu lassen, setzten die Planer auf weniger hohe Oberschränke als üblich. Statt diese jedoch in Kopfhöhe zu platzieren, setzten sie sie ganz nach oben unter die Decke. So entstand zwischen den Oberschränken und der Arbeitsplatte eine großzügige Nische, die von einem filigranen Regalboden unterteilt wird. Zwei sich über die komplette Nische ziehende integrierte LED-Lichtbänder sorgen für ein warmes Lichtspiel auf der dunklen Fläche, was dem Ganzen eine behagliche und dennoch sehr moderne Anmutung verleiht. „Außerdem sollte ein raumteilendes Element den großen offenen Küchen-, Ess- und Wohnbereich abgrenzen, ohne dem offenen Raum seine Wirkung zu nehmen“, fügt Innenarchitektin Sarah Henner an. Die clevere Lösung des Planungsteams: ein monolithisch wirkender Mittelblock gegenüber der klassischen Küchenzeile, der einen Essplatz, Elektrogeräte und jede Menge Stauraum für (Koch-)Bücher in sich vereint. Damit auch das raumteilende Element nicht zu massiv geriet, ragt die lediglich am Mittelblock befestigte Tischplatte frei in den Raum hinein. Auf Tischbeine wurde komplett verzichtet.

 

“DIE KUNDEN WOLLTEN IN IHREM NEUBAU EINE MODERNE DUNKLE KÜCHE, DIE JEDOCH NICHT MASSIV UND DÜSTER WIRKEN SOLLTE. DIES WAR EINE GESTALTERISCHE HERAUSFORDERUNG.”

 

Aufgrund des offenen Wohnraums wünschten sich die Bauherren logischerweise einen leisen und effizienten Dunstabzug. Zudem sollte das Kochfeld zum cleanen Design des Küchenumfelds passen. Sie entschieden sich für BORA Basic, das all diese Voraussetzungen erfüllt. Der Edelstahlring um den Kochfeldabzug setzt hellere Akzente, ebenso wie die Armatur an der Spüle und die Tischplatte aus massivem Eichen-Altholz, das den Farbton des Parketts aufgreift. Das lockert die ansonsten durchgehend dunkel gehaltenen Schrankfronten und Arbeitsplatten auf und gibt dem Ganzen ein gewisses Etwas. Für den Eindruck einer optischen Einheit wandte das Team von Grüner noch einen weiteren innenarchitektonischen Kniff an, wie Sarah Henner erläutert: „Die Löcher im Holz des Essplatzes sind schwarz gefüllt. Das rundet das Gesamtkonzept ab.“ Das grundlegende Schwarz zieht sich somit durch die gesamte Inneneinrichtung, hier und da von Blickfängen in anderen Materialien und hellen Farben unterbrochen.

 

Wirklich komplett schwarz sollte hingegen die Küche werden, die die Schreinerei Singer für eine junge Familie realisiert hat. Das designaffine Paar hatte sich bei der Sanierung ihrer Frankfurter Altbauwohnung eine kompromisslos matt-schwarze Küche in den Kopf gesetzt. Marco Singer erzählt: „Wir bauen in letzter Zeit viele schwarze Küchen, die dann aber immer noch irgendwo einen Akzent haben mit ein bisschen Holz, mit ein bisschen einer anderen Farbe. Aber hier war wirklich im Vordergrund gestanden, dass die Küche total schwarz werden sollte.“ Gut, dass es mittlerweile auch Küchengeräte in Schwarz gibt. Singer baut in seinen Küchen fast ausschließlich BORA Kochfelder mit integrierten Dunstabzügen nach unten ein – aus Überzeugung, wie er betont.

 

“SO MATT KANN MAN NICHT LACKIEREN.”

 

Das trifft auch auf die Küchenmöbel zu. Sie erhielten eine Oberfläche aus dem innovativen Schichtstoffmaterial Fenix NTM, von dem Küchenbauer Singer behauptet, dass es nichts Matteres in Schwarz für Oberflächen gibt. „So matt kann man nicht lackieren.“ Außerdem sei eine lackierte Variante auch wesentlich empfindlicher als die Fenix-Beschichtung, die sowohl gegen Fingerabdrücke als auch gegen Kratzer weitestgehend immun zu sein scheint. „Auf eine matt-schwarz lackierte Oberfläche legt man einmal einen Schlüsselbund, dann hat man schon fünf Kratzer drin. Das ist bei den Fenix-NTM-Platten nicht so“, erklärt er. Das einzige Element, das in der klassisch als Küchenzeile ohne Insel oder Tresen angelegten Küche nicht schwarz ist, ist die Spüle und das hatte technische Gründe. Denn robuste, schwarze Spülen gibt es derzeit nur aus Compositwerkstoffen, die jedoch allesamt einen kleinen Glitzeranteil besitzen. Glitzern sollte es in der Küche allerdings auf keinen Fall, da waren sich Auftraggeber und Küchenplaner einig. Kurzerhand machten sie aus der Not eine Tugend und bauten eine matt-hellgraue Spüle ein, die nun einen harmonischen Kontrapunkt in der durchgängig dunklen Umgebung setzt.

Auch wenn Marco Singer von den zehn letzten Küchen vier in Schwarz gebaut hat, ist er davon überzeugt, dass sich der, der sich eine schwarze Küche einbaut, immer noch von der Masse abhebt: „Ich glaube, wenn jemand bei sich zu Hause eine gut geplante und gut gebaute, komplett schwarze Küche stehen hat, dann sorgt das immer für Aufregung, wenn Freunde oder Bekannte zu Besuch kommen.“ Auch die Interieur-Experten von Grüner sehen einen Trend hin zu schwarzen Küchen, vergessen jedoch nicht hervorzuheben, „dass es viel Mut erfordert, sich eine dunkle bzw. schwarze Küche anzuschaffen.“ Wer es aber wagt, der wird am Ende nicht selten mit einem Unikat der Extraklasse belohnt, an dem man sich immer wieder aufs Neue erfreuen kann.

 

Schreinerei Singer

Fotos Küche Schreinerei Singer: Steffen Beck, www.steffenbeck.com

 

Grüner GmbH

Fotos Grüner GmbH: Florian Thierer, www.florian-thierer.com